Die niederösterreichische Landesregierung will eine Autobahn quer durch unser Waldviertel bauen. Das soll den wirtschaftlichen Anschluss der Region attraktiver machen und Fahrtzeiten verringern.
Doch stimmt das eigentlich?
Um das herauszufinden, empfiehlt es sich erst einmal bestehende Vergleichsprojekte anzusehen, am besten die nahe gelegene Weinviertelautobahn (A5). Wie sieht es hier mit den großen Betriebsansiedlungen aus?
Wenn man entlang der Autobahn fährt ist das schon ein gewohntes Bild – Industriehallen, Logistikunternehmen, Paketdienstleister – für solche Unternehmen ist so eine Autobahn natürlich ein Segen, das steht außer Zweifel.
Die Kehrseite dieser Entwicklung ist aber – Viele kleine und mittlere heimische Handwerks- und Gewerbebetriebe fallen dem
steigenden Konkurrenzdruck von Konzernen zum Opfer.
Die Milliarden, die so ein Autobahnprojekt kostet, können weitaus besser, effizienter und sinnvoller für Bildung, Klimaschutz, Energieautarkie, schnelle Bahnanbindung, Ausbau des Öffi Netzes, Datenautobahn und Förderung von Gewerbe und Landwirtschaft eingesetzt werden.
Eine Autobahn erspart den Waldviertlerinnen und Waldviertlern weder Geld noch Reisezeit, sondern bringt
- LKW-Transitverkehr
- Lärm- und Umweltbelastung
- Dauerhafte Vernichtungvon mind. 2.000 Hektar wertvoller Agrarfläche (ca. 4000 Fussballfelder)
Das beginnt schon bei Planung und Bau der Autobahn. Beginnend mit der europaweiten Ausschreibung, welche bei solchen Projekten einfach vorgeschrieben ist, kommt es natürlich zum Billigstbieter und nicht zum Bestbieter. Verfolgt man diverse Projekte in der Umgebung, bemerkt man, dass halb Europa am Bau geteiligt war, natürlich aber auch einige heimische Baufirmen.
Schon die Umfahrungen von Seitzersdorf-Wolfpassing und Ziersdorf haben viele örtliche Geschäfte und Bauern in den Ruin getrieben. Seit es sie gibt, rasen die von Wien ins Waldviertel Fahrenden über die Umfahrungen schnell an den Ortschaften vorbei. Die Wochenendeinkäufe werden nicht in den kleinen Ortschaften, sondern in den großen Einkaufszentren erledigt.
PKWs bringt die Autobahn angeblich eine Zeitersparnis von zwölf Minuten am Weg. Das gilt allerdings nur dann, wenn man nicht bedenkt, dass die Autobahn eine Menge an zusätzlichen Verkehr anziehen wird, etwa von der Route Deutschland-Rumänien. „Etwa die Hälfte der PKW wird zu stark belasteten Zeiten nach Wien unterwegs sein und ab Stockerau eine Viertelstunde Reisezeit verlieren, so dass die Reisezeit je nach
Tageszeit um bis zu zwölf Minuten sinkt, oder (für circa 50 Prozent der PKWFahrerInnen) zwischen einer Ersparnis von zwei Minuten und einem Zeitverlust von drei Minuten liegen wird.“
Der große Gewinner wird der Transitverkehr sein! man sollte sich noch an die Zeit erinnern, wo es auf der B4 kein Durchfahrtsverbot gab. Da muss man auch Erwin Pröll danken. 40 LKW´s aufgefädelt im Gänsemarsch durch das ganze Waldviertel, es gibt zwar noch vereinzelt Fälle, aber das hält sich in Grenzen.
In Summe wird es zeitlich für den normalen Pendler oder Wienfahrer,
nur eine untergeordnete Rolle spielen, aber man sollte auch nicht vergessen, dass wir dabei mehr zerstören, als wir nutzen haben werden.
Es ist schon klar dass im Waldviertel immer ein Auto gebraucht wird, aber wollen wir den selben Effekt haben wie auf der Inntalautobahn? Das lässt sich nicht mehr steuern, wenn die 1. Spur fix von den LKW´s gebucht ist. Da sprechen wir noch lange nicht von den Emmisionen, die so eine Autobahn verursacht.
Man sollte sich auch die Tempolimits ansehen. S1 oder S10 durchgehend 100km/h. Es wird Abschnitte geben, wo das zwingend erforderlich ist, die Vorteile die eine Autobahn bringt, in dem sie mit höherer Geschwindigkeit befahren werden kann, fallen dann auch wieder weg.
Am Ende gibt es nur Vorteile für den Transitverkehr. Für diesen ist eine Autobahn ein Segen – für Vielfahrer und Pendler besteht der Vorteil in einer minimalen Zeitersparnis. Die Nachteile überwiegen hier klar!
- Zerstörte Landschaft
- Kleine und mittlere Betriebe werden durch Konzerne gefressen
- Mehr Lärm
- Mehr Abgase und CO2 Emmissionen
- Mehr Feinstaub
- Das Waldviertel als Genussregion ist für immer verloren
Meint Ihr
Gerhard Weißensteiner
SPÖ Team Großdietmanns